Der Urhunger nach dem Kreis

von Marietta Ullmann

Text von meiner Instagram Seite

Ich kenne diesen Hunger seit ich mich erinnern kann. Er ist tief tief tief in jeder Zelle meines Körpers.

Dieser Hunger nach dem Clan. Nach der großen sicheren Familie. Nach Großmüttern, Urgroßmüttern, Schwestern, Tanten, Kindern, Müttern und dem Feuer in der Mitte. Nach Vätern und Männern um uns die in mir ein Gefühl von beschützt und geehrt sein auslösen.

Diese Sehnsucht. Nach dem Gefühl von Richtigkeit. Dieser Ahnung folgend, dieser Urahnung: so.so und nicht anders.

Ich habe diesen Hunger in den Augen vieler Menschen aufblitzen sehen. So viele Frauen die sich zeigten in dieser verletzlichen Sehnsucht, für die es oft nicht Mal Worte gibt. Manchmal ist es ein Lied am Feuer was wir singen und dann kommt sie hervor. Manchmal ist es die Mama die ihr neugeborenes Baby in den Armen hält und sich innerlich so sehr nach dem Frauenclan sehnt, der sie jetzt feiert. Doch da feiert niemand. Nicht so. Nicht genug. Da bleibt der Hunger. Und die ersehnten Feuerlieder erkaufen sie dann in teuren Zeremonien, zu denen die einsame Mama mit ihren 5 Kindern doch nicht kommen kann.

Und was bleibt ist der Hunger den wir alle nicht spüren wollen. Er erinnert uns an diesen Schmerz und das Wissen, dass so, wie wir leben, etwas Essenzielles fehlt. Und kein Ersatz und kein noch so teures Ergänzungsmittel stillt diesen Hunger wirklich.

Ja. Wir sind weit weg vom Ideal. Doch wie eine Wölfin im Winterwald wissen wir instinktiv, wie wir uns und unsere Jungen nähren können.

Wir wissen es. Unser Instinkt ist da.In JEDER von uns. Für dieses langersehnte Clangefühl brauchen wir keine aufwändigen Flechtfrisuren und keine teuren Accessoires. Wie viele Frauen glauben, sie können nicht dazu gehören? Weil sie in ausgebeulten Schlafanzügen mit stinkenden Milchflecken das Chaos in ihrer Wohnung bekämpfen und so keine wilde Weiblichkeit auf Instagram aussieht.

Ich habe 89 jährige in grellen Neonanzügen sprechen hören und eine Urweisheit floss aus ihnen die nährt mich heute noch. Wir haben ALLE ganz tief in uns dieses Wissen.

Wie viele Frauen habe ich getroffen die sich komplett einsam fühlen. Einsam in Städten voll mit Menschen. Einsam mit diesem Hunger.

Und wie viele Mütter fühlen sich abgeschnitten von diesem Clangefühl, weil sie nicht auf traumhaften Festivals in unberührter Natur mittanzen können? Festivals der Schwesternschaft sind wundervoll. Doch sie sind nicht der einzige Ort an dem der Hunger in uns gestillt werden kann. Sie sind ein schönes Ideal und Idyll.

Doch um uns zu nähren brauchen wir zum Beginn nicht mehr als dich und mich. Als Frauen, die sich zu diesem inneren Hunger bekennen. Sich nackt darin zeigen. Die Scham überwinden damit allein da zu stehen. Ich glaube, keine einzige von uns steht damit allein da. Und der Wandel hin zu einem nahrhaften Leben beginnt in dir. In mir. Jetzt. Mit Blutflecken, Schlabberhosen und den gelangweilten Kindern.

Lasst uns bitte alle anfangen, uns zu nähren. Diesem Bedürfnis folgend, welches uns alle eint. Und da Instagram mir jedes Mal den Text abschneidet, ende ich hier, auch wenn ich noch tausendfach weiter schreiben könnte, weil es mir so am Herzen liegt.

 

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